Heute sind die Substanzen sehr leicht zugänglich und sehr rein. Der Markt entwickelt sich rasant und ist stark von geopolitischen Veränderungen abhängig. So ist beispielsweise die UNO besorgt über die starke Eindämmung des Mohnanbaus in Afghanistan, die dort seit der Wiedererlangung der Macht durch die Taliban gefordert wird. Es besteht die Gefahr, dass die Mohnproduktion zunehmend von synthetischen Stoffen abgelöst wird, was dramatische Folgen für das Gesundheitswesen haben könnte.
Auf nationaler Ebene kommt es zu einem Wiederaufleben offener Drogenszenen, hauptsächlich weil in vielen Städten die Droge Crack Einzug hält. Diese Szenen lassen bestimmte Traumata in der Schweiz wieder hochkommen, die damit zusammenhängen, dass vor 30 Jahren viele Menschen unter freiem Himmel an einer Überdosis starben.
Bis heute ist der Kanton Wallis von den Problemen einer offenen Szene und eines massiven Crack-Konsums relativ verschont geblieben. Heute stellt sich uns nicht so sehr die Frage, ob, sondern vielmehr, wann diese Probleme auftauchen werden, und wie wir dann damit umgehen sollen.
Sucht Wallis ist stets darum besorgt, den aktuellen Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden und gleichzeitig die künftigen Herausforderungen im Blick zu haben. Eines unserer ständigen Anliegen ist es, unter Berücksichtigung der Rechte und Würde der betroffenen Personen adäquate Leistungen anzubieten. Um diesen Leitgedanken umsetzen zu können, ist ein solides institutionelles Fundament erforderlich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich fortlaufend weiterbilden und die verschiedenen Entwicklungen im Auge behalten. Das macht unsere Arbeit so spannend.
Unser Management muss dafür sorgen, dass ein umfassendes und einheitliches System an diversifizierten und wissenschaftlich fundierten Leistungen bereitsteht. Das dichotome Modell ambulant vs. stationär ist veraltet. Die Betroffenen bedürfen hybrider Modelle und Lösungen. Für die Erfüllung unseres Auftrags müssen wir weiter an der Zugänglichkeit unserer Leistungen arbeiten. Auf nationaler Ebene und in den Städten, die mit der Problematik offener Szenen konfrontiert sind, lautet eine der einvernehmlichen Antworten: «Zugehen auf… ». Es ist notwendig, das Dispositiv flexibler zu gestalten. Sucht Wallis war schon immer darum bemüht, sich an die Aufenthaltsorte der Betroffenen zu begeben, sei es im Spital, auf der Strasse, zu Hause, im Gefängnis oder in einer Institution.
Ausserdem müssen wir spezifische berufliche Kompetenzen bereitstellen, um den Bedürfnissen der Betroffenen auf effiziente Weise gerecht zu werden. Die Institution Sucht Wallis verfügt heute über 39 verschiedene Funktionen. Jeder und jede Einzelne trägt mit seiner täglichen Arbeit dazu bei, die 1’700 Personen, die unsere Leistungen beanspruchen, bestmöglich zu betreuen. Ihnen möchte ich an dieser Stelle herzlich für ihr Engagement und die Qualität ihrer Arbeit in einem komplexen, anregenden, aber auch spannenden Tätigkeitsfeld danken.
Thomas Urben
Direktor